Freitag, 1. August 2014

31. War´s die Cholera in Trier?

Silvio Gesell wuchs mit seinen Eltern und 8 Geschwistern in St. Vith in der Eifel auf, bis sein Vater schwer erkrankte und die Familie nach Pont zog. Bald zerstreuten sich die älteren Kinder.

Silvio wurde mit 16 Lehrling bei der Post. Alle Geschwister lernten viel und besonders mühelos mehrere Sprachen.  Roman, ein älterer Bruder, hatte  sich zum Militärdienst gemeldet, wurde aber wegen Lungenschäden durch seine in Trier erlittene Cholera-Erkrankung  abgewiesen und war ganz verzweifelt, weil die Mittel fehlten, in Italien oder Ägypten die Krankheit ausheilen zu können. 

Da fand er eine Stelle als Fremdsprachenkorrespondent in einer Weinhandlung in Málaga, lernte Spanisch und wurde gesund. Seine Arbeitgeber waren dann froh, als sie später seinen jüngeren Bruder Ernst und noch später den tüchtigen  Silvio einstellen konnten. Auch dieser lernte dort außer Spanisch die Basis für das Geschäftliche. Deshalb schickten die  Brüder, die in Berlin eine Vertriebsfirma für zahnärztliche Instrumente gegründet hatten, Silvo nach Buenos Aires, um eine Zweigstelle zu gründen.

Dort hatte Silvio Glück und konnte 1887 seine Braut kommen lassen, heiraten  und eine Familie gründen.  Seine vier ältesten Kinder wurden in Buenos Aires geboren und mit seiner Firma  ging es aufwärts,  trotz großer Schwierigkeiten, denn bis 1890 herrschte eine starke Inflation in Argentinien, die Verkaufspreise mussten dauernd erhöht werden.

So kam es, dass sich Silvio Gesell für das Geldwesen interessierte, es studierte und sich ganz damit beschäftigen wollte. Er ließ seinen Bruder Ernst kommen, verkaufte diesem das Unternehmen, zog nach Weimar, wo sein Bruder Roman lebte, und kaufte dann ein Bauerngut in Les Hautes Geneveys in der Schweiz.

1919 wurde er von der Münchner Räterepublik als Wirtschaftsminister nach München gerufen. Seine Amtszeit dauerte allerdings nur sieben Tage. Nach dem blutigen Ende der Räterepublik wurde Gesell nach kurzfristiger Haft  in einem Hochverratsprozess vor einem Münchner Standgericht aufgrund seiner Selbstverteidigungsrede freigesprochen.

Aber als sein Bruder Ernst 1906 starb, musste er nach Buenos Aires zurückkehren, um  die Firma weiterzuführen, bis seine Söhne Fridolin und Carlos Ihaho die Leitung übernehmen konnten.  
Silvio wollte aufgrund der zu erwartenden Krise den  Importschwierigkeiten vorbeugen, und die Firma wurde  auf Kinderartikel umgestellt. Die „Casa Gesell“ war lange Zeit ein allgemein bekanntes Unternehmen mit mehreren Filialen.

Später gründete Carlos Idaho Gesell  unseren Badeort Villa Gesell, wovon wir schon ausführlich berichtet haben.

Nun lebt schon die 5. Generation seiner Nachkommen in Argentinien und in Deutschland, in der Schweiz, in den Vereinigten Staaten und in Neuseeland.

Ernestina Gesell, die ihre letzten Jahre bei mir verlebte, war die Tochter von Silvios Bruder Ernst.
Ernesto Gesell
Roman Gesell
Silvio Gesell

Hauptgeschäft "Casa Gesell" im Zentrum von  Buenos Aires 

Sonja Tomys

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