Mittwoch, 21. Mai 2014

09. Ohne Papiere

Eine Freundin aus meinem Heimatort Eden, die jetzt in Oberstdorf lebt, erinnert sich in ihrer Kindheit an die
jüdische  Nachbarfamilie Wolff.

Sie denkt dabei noch an den Abend, als  der Sohn Paul zu ihnen kam, um sich zu verabschieden.  Das war 1939. Er wollte eins der Schiffe nehmen, die illegal jüdische Auswanderer nach Südamerika brachten. Sein Bruder war schon vorher nach Brasilien abgefahren.

Paul Wolff kannte die Familie Hennig aus Eden, die aus familiären Gründen nach Argentinien gekommen war und suchte sie in Buenos Aires auf. 

Er hatte ja keine Papiere und keine Arbeitsmöglichkeit und so  rieten ihm die Bekannten, zunächst in die Dünen zu Don Carlos Gesell zu gehen, wo er dann auch blieb.

Nach dem Krieg konnte ihm der Bruder von Doña Emilia, Don Carlos Frau, die nötigen Papiere besorgen.

So war Argentinien seine Heimat geworden, bis er später, zunächst widerstrebend, doch zurück nach Deutschland ging, wo Jahre vorher seine Eltern und seine Schwester  ihr Haus in Richtung Osten hatten verlassen müssen  und auf Nimmerwiedersehen verschwunden sind.

Paul Wolff war uns hier stets ein lieber Freund.

Dietlinde Tomys

Zeichnung: Gerda Schwarz

Paul Wolff in Villa Gesell

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